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Goethe auf der Documenta

15,00 

48 Seiten | Hardcover | ISBN 978-3-95978-085-8

Beschreibung

Goethe auf der documenta? Doch wohl ein Un-Thema! Der klassische Dichterfürst und die Kasseler Austellungsreihe für aktuelle Kunst, die Ein-Mann-Institution für das Wahre, Schöne und Gute und die Mega- Vermittlungsinstitution zeitgenössischer Ästhetik- Vorstellungen: DIese beiden staatstragenden Kulturinstanzen scheinen auf den ersten Blick (zwei Jahrhunderte voneinander entfernt) wenig miteinander gemein zu haben. Was hat dieser Groß-Cophta der Weltliteratur bei der Weltaustellung für Gegenwartskunst zu suchen? Und anders herum gefragt: Was sehen die documenta-Künstler in einem wie ihm? Der Kunsthistoriker und exzellente documenta-Kenner Harald Kimpel hat 2019 in der Neuen Galerie auf Einladung der Goethe-Gesellschaft Kassel, in Kooperation mit der Museumslandschaft Hessen Kassel und dem Evangelischen Forum Kassel einen beeindruckenden, kunsthistorisch profunden und humorvollen Vortrag gehalten, der bei vielen – nicht nur den Jüngeren – Zuhörer sofort den Wunsch aufkommen ließ, diese vermutlich einmalige Recherche der ,,Fußspuren“ Goethes über den documenta-Zeitraum von 1955-2017 in eine Publikation zu verwandeln. In einer ähnlichen Szene wie derjenigen im ,,Faust I“ zwischen dem desillusionierten Arzt und seinem naiven Famulus versetzt Goethe in seinem Drama ,,Künstlers Apotheose“ (1816) die Lehrer-Schüler-Beziehung in eine Gemäldegalerie. Ein Kunstschüler kopiert ein Gemälde seines Lieblingsmalers und fragt seinen Meister:,,O sagt mir nur, ob ich zutadeln bin,/Daß ich mir diesen Mann zum Muster auserkoren?/Daß ich mich ganz in ihn verloren?“ Worauf ein bereits leicht resignierter Meister erwidert: ,,Du wirst nicht alles neben ihm vergessen./ Die Tugend wohnt in keinem Mann allein;/ Die Kunst hat nie ein Mensch allein besessen.“ (MA 3.1, 421/422) Hier bricht das Gespräch ab, an anderer Stelle wird jedoch detaillierer erläutert, wie sich die Kunst nur in einem dichten Geflecht von historischen, wissenschaftlichen, sozialen, kulturellen und biografischen Bezügen zu entwickeln vermag. Wenn das überzeugend erscheint, so ist es konsequent, auch in der modernsten Kunst nach den Bezügen zu fragen, die zu den Vorgängen reichen.

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