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Beschreibung
Neue Kunst in der Orangerie
Die Ausstellungen von 1913-1922-1927-1929 – Vorboten der documenta?
von Pablo Jenior & Barbara Schilling (Hrsg.)
Kassel wird meistens in einem Atemzug mit der documenta genannt. Irgendwann nach Kassel Zugezogene erzählen dann von ihrer ersten bewusst miterlebten documenta, die für sie oft prägend gewesen ist. Nur Alteingesessene können ihre Erlebnisse von den frühen Ausstellungen beisteuern. Die erste documenta fand 1955 statt, im Rahmenprogramm der Bundesgartenschau.
Doch das war nicht die Stunde Null für die Kunst in Kassel. Bereits 1777 wurde die „Académie de Peinture et de Sculpture de Cassel“, später „Königliche Kunstakademie zu Cassel“, eröffnet. 1835 wurde der „Kunstverein für Kurhessen“ als einer der ersten deutschen Kunstvereine gegründet.
Im 20. Jahrhundert entstanden zahlreiche Interessensgemeinschaften und Künstlergruppen. In den Mitgliederlisten dieser Gruppen, die Paul Schmaling in seinem „Künstlerlexikon Hessen-Kassel“ zusammengetragen hat, taucht immer wieder der 1900 geborene Arnold Bode auf, zunächst als Student und junger Maler, später als Professor und oft in federführender Position. Wir nennen hier nur die Vereinigungen, an denen Arnold Bode beteiligt war: „Die Fünf“, „Die Kasseler Sezession“, „Die Sieben“, „Die Hessische Sezession“. Nach dem Krieg war Bode Mitglied des „Berufsverbands Bildender Künstler (BBK)“, der auch heute noch sehr aktiv die Interessen seiner Mitglieder vertritt.
Im Jahr 1913 wurde anlässlich der Tausendjahrfeier die „Deutsche Kunst-Ausstellung Cassel 1913“ gezeigt. Sie war die erste von insgesamt vier großen Kunstausstellungen, die in Kassel stattfanden, bevor die Nationalsozialisten nicht nur die Kunst gleichschalteten.
In den Ausstellungen 1922 und 1927 war Arnold Bode mit Gemälden vertreten, 1929, in der „Vierten Großen Kunstausstellung Kassel“, veranstaltet vom Kunstverein zu Kassel, kuratierte er zusammen mit Heinrich Dersch die Abteilung „Neue Kunst“.
Als Bode 1955 die documenta „erfand“, konnte er also auf langjährige Erfahrungen mit Ausstellungen zeitgenössischer Kunst zurückgreifen. 28 Künstler, die bereits in den zwanziger Jahren ausgestellt worden waren, wurden dann auch in der ersten documenta präsentiert. Weitere Parallelen: Die Ausstellungen fanden in der Orangerie statt und dauerten ca. von Juni bis September, wie später auch die documenta.
Wir wurden aufmerksam auf diese frühen Ausstellungen durch einen Vortrag von Dirk Schwarze, den wir hier abdrucken. Da die Originalkataloge kaum noch aufzufinden sind, haben wir die kompletten Künstlerverzeichnisse aller vier Ausstellungen hier wiedergegeben.
Wir danken Herrn Paul Schmaling, dass er uns den Katalog von 1913 zur Verfügung gestellt hat und wir danken Herrn Dirk Schwarze für die freundliche Genehmigung, seinen Text abzudrucken.
Verlag Winfried Jenior