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Goethe im Krieg

7,00 

29 Seiten | Katoniert | ISBN 978-3-95978-080-3

Beschreibung

Vorwort der Herausgeber:

Unter den autobiografischen Schriften Goethes nehmen die beiden in diesem Aufsatz betrachteten Kriegsberichterstattungen des Weimarer Hofdichters und Ministerialbeamten, die 1822 unter der zusammenfassenden Überschrift „Aus meinem Leben“ erstmalig publizierten Texte „Campagne in Frankreich 1792“ und „Belagerung von Mainz“ eine merkwürdige Stellung ein. Weder finden sich hier – abgesehen von ausgewählten kleinen konkreten szenischen Ereignissen – Augenzeugenberichte aus militärischen Auseinandersetzungen oder dem Feldlager seines Herzogs Karl August, der 1792 als Teil einer über 80000 Soldaten umfassenden Koalitionsarmee gegen das revolutionäre Frankreich aufmarschiert. Noch fühlt sich der Autor bemüßigt, sich differenziert mit den historischen und weltpolitischen Zusammenhängen zu beschäftigen. Kanonisch geworden als einer der Brennpunkte der Goethe-Kritik ist die Selbstinszenierung des Autors, der angibt, inmitten des Feldlagers vor Verdun entrückt seine Farbstudien betrieben zu haben: Während die „Kriegsleute“ am Rande des großen Zeltlagers in einer trichterförmigen Vertiefung im „reinsten Quellwasser… kleine Fischchen“ angelten, habe seine Aufmerksamkeit – so Goethes offensichtliche Distinguierung – einer „Scherbe Steingut“ gehört, welche „aus der Tiefe herauf“ in der Quelle „die schönsten prismatischen Farben gewährte“, so daß „die Fischlein indem sie sich bewegten verschiedene Farben spielten“ (FA, 404). Stefan Greif unterzieht in seiner Darstellung nun diese zwei Texte einer kritischen Lektüre, die in scharfsinniger Weise eine ganze Reihe von Hinweisen aufzeigt, die Zweifel aufkommen lassen am tradierten Bild des apolitischen, loyalen Weimarer Hofdichters, verweist im weiteren auf deutliche gesellschafts-, fortschritts- und militärkritische Untertöne, um sich zuletzt Goethes hier darstellbaren Konzept von „Heimat als Platz in der Welt“ zu widmen. Die Goethe-Gesellschaft Kassel ist dankbar, diese schöne Arbeit publizieren zu dürfen.

Maja Fischer, Tobias Leiß, Stefan Grosche