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Kassels verlorene Gotteshäuser

16,50 

ISBN: 978-3-95978-014-8 | 107 Seiten | Kartoniert

Beschreibung

Kassels verlorene Gotteshäuser

von Christa Pflüger-Alheit

Kirchen waren immer Teil unserer Stadt. Diese lebten und litten mit uns, sowohl mit und in ihr, bis heute noch. Sie waren im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit stadtbildprägende Gebäude und gleichzeitig Versammlungsorte, kulturelle und städtebauliche Mittelpunkte sowie für das Seelenheil und den inneren Frieden der Bevölkerung und die kommunale Ordnung höchst bedeutend. Die kirchliche Infrastruktur deckte alle Lebensbereiche ab, der Glaube und die damit verbundenen Rituale waren im Alltagsleben fester Bestandteil – anders als heute. Ehemalige Gotteshäuser in der Siedlung Chasalla und der frühen Stadt zu entdecken, den Spuren unserer Vorfahren zu folgen und Informationen über die Bedeutung und Architektur zusammenzutragen, ist Ziel dieses Buches.

Den Einstieg in das Buch bilden vier Klöster bzw. Stifte, von denen nur noch wenige originale Bestandteile vorhanden sind: das Karmeliterkloster, die ehemalige Klosterkirche der Karmeliter, die heutige Brüderkirche und die ehemalige Stiftkirche St. Martin. Darauf folgend wird auf die mittelalterlichen Pfarrkirchen, Kapellen, Kloster- und Stiftkirchen eingegangen, welche heute noch bestehen.

Im zweiten Teil wird auf die verschwundenen Gotteshäuser eingegangen, die nach der Reformation gebaut wurden. Bei dem Wiederaufbau von Kassel, nach dem zweiten Weltkrieg, standen die Kirchen nicht im Fokus, dieser galt eher dem verkehrsgerechten Straßenausbau der Stadt. Damit gingen viele vorreformatorische Kirchen, Klöster und Kapellen verloren.

 


 

Ansicht des Eingangsbereichs der Brüderkirche 

Das Karmeliterkloster der „Brüder des Ordens unserer Lieben Frau vom Berge Karmel“ (1292-1526)

In dominierender Lage auf der Anhöhe jenseits des Marktes unterhalb der Landgrafenburg begann 1292 der Bau der Klostergebäude mit der damals modernen, gotischen Klosterkirche der Karmeliter, der heutigen Brüderkirche. Die Klosterkirche wurde entsprechend dem Armutsideal des Karmeliterordens ohne Turm in schlichter Ausführung erbaut. An ihrer Südseite schloss sich die unregelmäßige, zweigeschossige Dreiflügelanlage der Klostergebäude an. Heute ist die Brüderkirche das älteste hochgotische Baudenkmal der Stadt Kassel und Bestandteil des veränderten Renthofs.

Bis heute leitet sich von den frühen Verwaltungsbehörden der gebräuchliche Name „Renthof“ für den gesamten Baukomplex ab, obwohl eigentlich nur der von den Gebäuden umschlossene Platz so bezeichnet wurde. Drei Flügel des Klostergebäudes bilden zusammen mit der Brüderkirche einen vormals verschlossenen Innenhof mit dem früheren Kreuzgang des Klosters, der seit 2017 mit rund 50 Sitzplätzen zum beliebten Treffpunkt des Hotels „Renthof“ geworden ist.

 

Das neogotische Kirchenschiff der Lutherkirche am Lutherplatz (1897-1943)

Im Juni 1894 wurde der Grundstein der neogotischen Lutherkirche auf der Nordhälfte des Lutherplatzes, dem aufgelassenen Altstädter Friedhof, gelegt. Die „Alte Lutherische Kirche“ am Graben war für die vielen Lutheraner, die mit der Industrialisierung nach Kassel gekommen waren, zu klein geworden. Daher entschloss sich die lutherische Gemeinde zum Neubau einer Tochterkirche, deren Finanzierung durch den Nachlass des wohlhabenden Gemeindemitglieds und Kasseler Apothekers Dr. Gottlieb Ferdinand Fiedler gesichert war. Nach Plänen des Kasseler Architekten und Professors Hugo Schneider wurde die Kirche erbaut und am 28. November 1897 geweiht.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Lutherkirche stark beschädigt (1943). Dach und Gewölbe waren eingestürzt und das südliche Querschiff zerstört. Dennoch wurde sie noch bis zu den Jahren 1968/69 als Notkirche genutzt, dann aber mit Ausnahme des Turmes abgebrochen und 1970 durch einen völlig anders gestalteten Nachfolgebau, einen Neubau in moderner Betonbauweise, heute CROSS-Jugendkulturkirche, ersetzt. Die Lutherkirche gehört damit zwar nicht zu den verschwundenen Kirchen, aber das einst eindrucksvolle neogotische Kirchenschiff ist für immer verloren.

Ehemalige Lutherkirche auf dem Lutherplatz

Zur Autorin:

Christa Pflüger-Alheit ist waschechte Kasselänerin und lebt seit Geburt in ihrer Heimatstadt Kassel. Darüber hinaus liebt sie die Westküste Schleswig-Holsteins. Vor ihrer Pensionierung war sie über 40 Jahre als Realschullehrerin tätig. Inzwischen beschäftigt sie sich mit historischen Themen, mit einer besonderen Vorliebe für Kirchtürme und Kirchen, die als prägende Bauten das Leben unserer Vorfahren maßgeblich bestimmten.