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SPANISCHE LEIDENSCHAFTEN

16,00 

ISBN: 978-3-93437-737-0 | 224 Seiten | Kartoniert

Beschreibung

Spanische Leidenschaften
Von der Liebe zum Land, zum Wein und von anderen Genüssen

von Peter Hilgard

In seinem Buch beschäftigt sich Peter Hilgard mit spanischen Weinen und ihrem Umfeld. Dabei spielen Genuss und Sinnlichkeit eine wesentliche Rolle. Es geht u.a. um Düfte, Wein und Musik, Wein in der Kunst, Tapas, Sherry, Cava-Feste, Trinkgewohnheiten, Bauernweisheiten, regionale Küche, Barrique und Korken, Rebsortenvielfalt, Wein und Erotik – eine Liebeserklärung an Spanien und seine Weine.

Rezension:

Andalusien, Traumland am Rande Europas – auch und gerade für den, der soweit noch nicht kann, erweisen sich die “Andalusischen Ansichten” als lockende Lektüre.
(Buchtipp in HNA, 5.Januar 1999)

Eine Liebeserklärung an Spanien und seine Weine

Diese Lektüre vermittelt umfangreiches Wissen zum Thema Wein in Spanien, inklusive sämtlicher zu erwähnenden Aspekte. Man könnte annehmen, ob seiner umfangreichen und informativen Erklärungen sei dies langatmig – aber das Gegenteil ist der Fall! Denn Peter Hilgard beschreibt das Genussereigniss Wein aus seinem ganz persönlichen Erleben und verzichtet laut einer Aussage bewusst auf allzu viel Sachlichkeit. Nichts desto trotz vermittelt das Buch „SPANISCHE LEIDENSCHAFTEN – Von der Liebe zum Land, vom Wein und von anderen Genüssen“ profundes Wissen und gibt umfassende Einblicke wie sehr Spanien und sein Wein miteinander verquickt sind.

Aus der fruchtbaren iberische Gebirgsregion gehen hochwertige Weine hervor

In seinem Buch erzählt er, wie er im Laufe seines Lebens zum wahrhaften Weinliebhaber wurde und darüber schließlich Land und Leute kennenlernte. Wein animierte den ehemaligen Krebsforscher zum Reisen, Lesen und Nachdenken. So wurde aus dem studierten Mediziner und Naturwissenschaftler über die Jahre ein Weinjournalist, gar Weinhändler und Weinproduzent.
Da Hilgard eine besondere Vorliebe für die maurische und jüdische Kultur Spaniens hegt, suchte er sich ein Domizil in Andalusien, dem Kernland der Mauren und der Wiege des Spanischen Weins, wo er gemeinsam mit seiner Frau Isabel del Olmo Ochoa eine eigene Kellerei Los Barrancos betreibt.
Die Bodega liegt mitten in der weitläufigen spanischen Gebirgsregion Alpujarras, auf 1.200 – 1.300 Metern über dem Meeresspiegel. Dieser Ort ist südlich gelegen von Granada, zwischen den malerischen Schneegipfeln der Sierra Nevada und dem in der Sonne schimmernden Mittelmeer. Eine wunderbare Voraussetzung für qualitativ hochwertige Trauben. Grundsätzlich hat die iberische Halbinsel von Anbeginn der Geschichte eine der ersten Stellen unter den Weinbau treibenden Ländern der Welt eingenommen, ist sie bekanntlich gesegnet mit herrlichem Klima, großer Fruchtbarkeit und weithin gedehnten Rebgeländen. Das Land auf dem der Hilgards Wein wächst wird nach ökologischen Kriterien und pestizidfrei bewirtschaftet. Entsprechend sind die von ihm und seiner Frau produzierten Weine Öko-zertifiziert. Jedoch betont er, dass bei den von ihnen hergestellten Weinen und auch generell bei denen, die er genießt, ihm die Authentizität des Tropfens im Glas wichtig sei – und nicht entsprechende Auszeichnungen in der Fachpresse.

vino y tapas – so muss das sein

Demnach ist diese Lektüre nicht nur dem vino tinto (Rotwein) und seinen diversen Rebsorten gewidmet, sondern auch dem vino blanco (Weißwein), dem vino rosado (Rosé), dem Cava (Spaniens Schaumwein) und dem Sherry. Auch den getrockneten Erzeugnissen – den Rosinen – werden ausführlich Aufmerksamkeit geschenkt. Es werden beim Lesen der Beschreibungen verschiedener Weine und ihren Besonderheiten die Sinne des Lesers angesprochen. So riechen und schmecken wir mit ihm und besuchten am liebsten direkt in seiner Gesellschaft einer Weinprobe, wo er uns mit seinen profunden Kenntnissen beeindruckte und unser Wissen erweiterte, ohne dabei zu weit auszuschweifen oder oberlehrerhaft zu wirken. Auch nimmt er uns mit, das Land mit den Sinnen zu erspüren, er ermuntert uns, den Wein mehr als zu trinken, sondern ihn in Verbindung mit landestypischer Küche, mit Brot und Oliven, mit Tapas, mit Fischgerichten, spanischem Käse oder Meeresfrüchten zu genießen.

Hilgard erzählt von dem kulturellen Umfeld, in das der Weinkonsum früher eingebettet war. Wie viele andere Lebensgewohnheiten der Menschen, diente er der Steigerung sinnlicher Wahrnehmung und Empfindung. Und seien wir mal ehrlich – geht es uns heute nicht nach wie vor genauso? Im Idealfall suchen wir nicht betäubendes Vergessen im Trinken, sondern um ein Interesse am komplexen Rauscherlebnis, welches Augen, Ohren, Nase und Haut mit einbezieht, dabei aber kontrollierbar bleibt und uns im Idealfall beschwingt und uns höchstens mit einem kleinen Schwips zurücklässt.

Seit Jahrhunderten ist Wein auf der iberischen Halbinsel nicht nur ein Genussmittel, sondern Bestandteil der täglichen Nahrung und ein wesentlicher Teil der Kultur.
Dies spiegelt sich in unzähligen Sprichwörtern, welche besonders häufig die Begriffe ‚Wein und Brot‘ enthalten, was hauptsächlich von alten spanischen Bauernregeln rührt.

Mit Livemusik lassen sich Essen und spanischer Wein nochmal so sehr genießen

Doch nicht nur im Alltag hat Wein seinen Platz. Das Wissen um Zusammenhänge von Weinkultur und Leben interessiert Hilgard sehr, dass er einige Kapitel den Musen widmet.
Denn selbstverständlich ergibt sich eine sinnliche Verbindung zwischen guter Musik, genossen zu einem oder mehreren Schlucken hochwertigen Weines. Nicht von ungefähr gibt es weltweit Weinlieder.
Wie Wein und Musik zusammenfinden hielten wiederum bereits verschiedene Künstler malerisch fest, was in Spaniens Museen zu bewundern ist. Besonders in Madrids Prado – der berühmten Nationalgalerie des Landes – huldigte die spanische Malerei mit zahllosen Stillleben und Genrebildern über Jahrhunderte dem Wein, darunter befinden sich auch Werke der bekannten spanischen Maler Francisco de Goya und Diego Velázquez. Letzterer stellt auf seinem Gemälde Die Trinker (Der Triumph des Bacchus) Männer dar, die dem Wein allzu sehr zusprachen und entsprechend alkoholisiert sind.
Doch nicht immer endet der Weingenuss in Trunkenheit. Allein der soziale Faktor ist von großer Bedeutung, unter Freunden, in Gesellschaft und vor allem zwischen zwei Menschen. Denn in Maßen genossen stimuliert das herrliche Getränk die Phantasie, beflügelt die Sinne und schürt die Erotik der ihn Genießenden. So ein Liebestrank ist ein wirksames Aphrodisiakum; er enthemmt, stimuliert den Geist und schenkt sinnlicher Befriedigung Raum. Bereits der große spanische Philosoph, Historiker und Dichter, José Ortega y Gasset, beschreibt und interpretiert Tizians Bild Bacchanal, in welchem der enge Zusammenhang von Wein und Erotik sehr deutlich wird.

Reife Trauben am Rebstock

In einem Kapitel befasst sich Hilgard mit den Holzfässern und welchen Einfluss jahrelange Lagerung in unterschiedlichen Holzsorten auf den Geschmack des Weines hat. So setzte sich im Bewusstsein der Weinfreunde der Fassbau mit der Qualität eines Weines gleich. Zum Markenzeichen des spanischen Weins wurde das Barriquefass. Durch den Reifungsprozess der Oxidation im Zusammenspiel mit dem Eichenholz äußern sich die komplexen Töne im Bouquet und Geschmack. Es ist wichtig zu wissen, dass die großen Klassiker des Landes ohne den sehr langen Holzausbau nicht denkbar sind. Diverse Aspekte von Wein im Holzfass beleuchtet Hilgard.
Er erzählt uns, welche Weine in den Fässern der verrauchten Bodegas lagerten und darauf warteten, in die kleinen tulpenförmigen Gläser gefüllt zu werden. Es waren hauptsächlich die Klassiker wie OlorosoPalo Cortado, Raya und Amontillado, alles Sherrytypen, die jede bessere Bodega Andalusiens führte. Auch die Süßweine Pajarete, Dulce und Moscatel waren die beliebten und einst hochpreisigen Sorten.

Ein späteres Kapitel erweckt idyllische Bilder. Korkeichenwälder, deren Stämme nach der Korkernte in intensivem, sandfarbenen Rot in der Sonne leuchten und schwarze iberische Schweine, die im Herbst die herabfallenden Eicheln fressen und später den Jamón Ibérico, den würzigen Ibérico-Schinken – eine der größten spanischen Delikatessen, liefern. Wie genau die Korkrinde passend zugeschnitten als Verschluss in die Flasche kommt und das geschichtliche und geographische Wissen hierzu hält uns Hilgard natürlich nicht vor. Nicht zu vergessen die limitierte Verfügbarkeit und der besonders gefürchtete sogenannte Korkschmecker, der relativ häufig auftritt und vielfältige Gründe haben kann – welcher auch immer vorliegen mag, ob Bakterien oder Schimmelpilze, genießbar ist der Wein leider nicht mehr. Ist der Korkverschluss einer Weinflasche auch noch so romantisch, wurde er dennoch weitestgehend von metallenen Schraubverschlüssen verdrängt, gereichen diese mit Garantie zum Weingenuss und sind unabhängig der Verfügbarkeit immer rarer werdenden iberischen Korkeichen.

Noch vor ein paar Jahrzenten produzierten Spaniens Kellereien fast ausschließlich für den heimischen Markt, heutzutage wird gut die Hälfte der Produktion von Qualitätsweinen international vertrieben.

Hilgards Werk ist in seiner Gesamtheit eine Ode an den Wein, die den Leser mitnimmt und umfassend und leicht verständlich Lust auf das ein oder andere Gläschen Wein bei einem guten Buch oder in netter Gesellschaft macht.

 


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