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Das Arbeitserziehungslager Breitenau (1940-1945)

20,00 

608 Seiten | Kartoniert | ISBN: 978-3-934377-42-4 | Mit Abbildungen

Beschreibung

Das Arbeitserziehungslager Breitenau (1940-1945)

von Gunnar Richter

Klappentext:

Im Mai 1940 wurde von der Geheimen Staatspolizei Kassel, in Vereinbarung mit dem Bezirkskommunalverband, auf dem Gelände des ehemaligen Klosters und damaligen Arbeitshauses Breitenau in Guxhagen ein Arbeitserziehungslager eingerichtet. Es war eines der frühesten Arbeitserziehungslager im NS-Staat und das erste, in das auch Frauen eingewiesen wurden. Etwa 7.000 ausländische und mehr als 1.000 deutsche Schutzhaftgefangene aus dem Regierungsbezirk Kassel und aus Thüringen waren im Verlauf des Zweiten Weltkrieges dort inhaftiert; für viele Verfolgte war es der Beginn eines Leidensweges, der in den großen Konzentrationslagern endete.

Gunnar Richter geht in seiner Studie zunächst auf die Geheime Staatspolizeistelle Kassel ein, der das Lager unterstand, und beschreibt deren Entstehung, Aufbau und Verfolgungsmaßnahmen. Außerdem befasst er sich mit dem Werdegang und der Funktion derjenigen Gestapo-Angehörigen, die für das Arbeitserziehungslager Breitenau verantwortlich waren.

Im Hauptteil beschreibt er die Einrichtung und Entwicklung des Lagers und verdeutlicht den bürokratischen Verfolgungsapparat, in den – neben den beiden Gestapostellen Kassel und Weimar – zahlreiche Behörden, Institutionen und Betriebe einbezogen waren. Auf der Grundlage von Zeitzeugenberichten und weiteren Quellen schildert der Autor die Lebens- und Haftbedingungen im Lager und zeichnet zahlreiche Einzelschicksale von Verfolgten aus Hessen und Thüringen nach. Darüber hinaus geht er auf Mordfälle an Gefangenen in der nordhessischen Region ein und auf die Deportationen in verschiedene Konzentrationslager.

In einem abschließenden Teil befasst sich Gunnar Richter mit Fragen des gesellschaftlichen Umgangs mit dieser Vergangenheit: dem Umgang mit den Tätern und Mittätern, den Opfern und der Geschichte Breitenaus – und schlägt damit eine Brücke bis in die Gegenwart.

Breitenau – Geschichte und Eckdaten

Das ehemalige Kloster fand über die Jahrhunderte viele Verwendungszwecke. Gebaut wurde es dabei bereits im 12. Jahrhundert. Es war Kornspeicher, Umerziehungslager, Gefängnis und vieles mehr. Schließlich wurde es von den Nazis ausgebaut und 1933-1934 als frühes Konzentrationslager Breitenau genutzt. 1940-1945 fungierte es als Arbeitserziehungslager.

Breitenau als frühes Konzentrationslager

Deutschlandweit setzte bereits kurz nach der Machtübernahme durch die NSDAP eine Verhaftungswelle gegen Andersdenkende ein. Innerhalb weniger Monate wurden zehntausende Politiker der Sozialdemokraten und Kommunistischen Parteien Deutschlands sowie zahlreiche Gewerkschaftler festgenommen. Die Grundlage eines richterlichen Beschlusses bestand dabei keineswegs. Stattdessen fanden die Massenfestnahmen auf der Grundlage eines sogenannten „Schutzhaftbefehls“ statt. Die unzähligen Verhafteten verschleppte man in Gefängnisse und provisorische Haftanstalten, wie Breitenau. Im KZ Breitenau waren in den Jahren 1933 und 1934 insgesamt 470 politische Gefangene eingesperrt. Sie wurden misshandelt und gefoltert. Bei Orten, wie dem KZ Breitenau spricht man daher von einem frühen Konzentrationslager. Die Inhaftierten in Breitenau stammten aus insgesamt 139 hessischen Gemeinden.

Breitenau als Arbeitserziehungslager

Im ehemaligen KZ Breitenau wurde ab Sommer 1940 bis zum Kriegsende ’45 von der Gestapo ein Arbeitserziehungslager errichtet. 8500 der sogenannten Schutzhäftlinge wurden in diesem Arbeitserziehungslager Breitenau über die Jahre festgehalten, in der Regel für etwa acht Wochen. Die Inhaftierten waren meist ausländische Zwangsarbeiter, die sich den Bedingungen der auferlegten Arbeiten widersetzt hatten.

Ziel des Arbeitserziehungslagers in Breitenau war es, den dort Gefangenen aufzuzeigen, was die Konsequenzen seien, falls sie sich nicht den Wünschen der Nazis entsprechend verhalten sollten. Die Bedingungen, ob bei der Arbeit oder im alltäglichen Leben, glichen denen eines KZs. Die Begrenzung der Haftzeit auf etwa acht Wochen begründete sich darin, dass die als Sklaven lebenden wieder ihrer Arbeit zugeführt werden sollten.

Deutsche Gefangene waren kritisch eingestellte Arbeitende, als solche deklarierte „Volksfeinde“. Dieser Begriff fasste verhasste Minderheiten und Regimekritiker unter einen Hut. Sozialdemokraten und Kommunisten wurden genauso inhaftiert, wie auch kritisch eingestellte Arbeiter. Ebenso waren Homosexuelle und Juden Insassen des Arbeitserziehungslagers.

Breitenau selbst war zwar kein Vernichtungslager, diente den Nazis allerdings als Konzentrationssammellager. Dies bedeutet, dass in Breitenau darüber entschieden wurde, ob die Gefangenen aus der Haft entlassen oder deportiert wurden. Dabei erwartete die jüdischen Häftlinge ab 1941 fast ausschließlich der Transport gen Osten, wo sie von Nazis in den Endlagern ermordet werden würden. Insgesamt wurde etwa jeder Fünfte Insasse Breitenaus deportiert.

Interessante Links:

Weitere Werke zu diesem Thema:

Kaiserstraße 13 – Wie Juden in Kassel unter Nazideutschland litten

Das Konzentrationslager Breitenau

Spuren die nicht vergehen. Eine Studie über Zwangsarbeit und Entschädigung

Weblinks zu diesem Thema:

Webpräsenz der Gedenkstätte Breitenau

Wikipedia-Eintrag zu Breitenau